Unterwegs auf den Spuren und Pfaden von Geismar.
Geschichte von
Geismar
723 -2023 = 1300 Jahre Gaesmere / Geismar
Vor langer Zeit, da lag im Schutz zwischen den Basaltkuppen Eckerich und Mirzenberg in der Eder Talaue unterhalb vom Bienig „Gaesmere“. Eine der bedeutendsten Hauptsiedlungsgebiete der Chatten! Ob die Siedlung mit dem legendären Mattium identisch ist, konnte bis heute nicht geklärt werden. Aber die Fachleute sind sich einig, dass hier über Jahrhunderte ein chattisches Gemeinwesen erstaunlicher Größe bestand, mit Handwerksbetrieben, die Eisen, Bronze und Glas verarbeiteten, mit Handel und Landwirtschaft, wie es für das freie Germanien bisher unbekannt war.
Geländebegehungen des Landesamtes für Denkmalpflege deuteten auf eine frühgeschichtliche Großsiedlung hin. Durch Testgrabungen, die wegen des Baues der Umgehungsstraße im Jahr 1973 durchgeführt wurden, sind eine Vielzahl an archäologisch bedeutenden Funden bis 1980 geborgen worden. Während der gesamten Grabung hatte die Presse interessiert die Arbeiten begleitet. Das 3. Hessische Fernsehprogramm und die Hessenschau berichteten über „Alt-Geismar“. Sogar die ARD drehte einen Film mit dem Thema „Ausgrabungen in Deutschland“, wo Nachbauten eines Grubenhauses mit Strohdach, eines Webstuhles und einer Handmühle nach den Funden aus Geismar gezeigt wurden. Dem Kultur- und Geschichtsverein Geismar bzw. dem heutigen Förderverein Altes Gehöft Geismar ist es mit großem Engagement und unendlich vielen Arbeitseinsätzen gelungen, Bauten aus der Zeit der Chatten in „Alt-Geismar“ für die Gegenwart nachzubauen und so erlebbar bzw. begreifbare Geschichte für uns zu ermöglichen.
Die Ausbreitung des Christentums in Nordhessen wurde durch das fränkische Königtum, adlige Grundherren und das Mainzer Bistum bewirkt. Als Bonifatius deutschen Boden betrat, war er bereits über vierzig Jahre alt und wurde im November 722 als Missionarsbischof vereidigt. Er muss ein sehr wortgewaltiger, charismatischer Prediger und bibelfester Missionar gewesen sein, da er mit dem Namen „Posaune des göttlichen Wortes“ beschrieben wurde.
Als Bonifatius im Jahr 723 sein Missionsgebiet in der Ederau bekehren wollte, überschritt er unter fränkischem Schutz unterhalb der Büraburg die Eder und fällte im Herbst des Jahres 723 in der Gemarkung Geismar die Donareiche, auch Jupitereiche genannt, welche ein Heiligtum der Heiden war. Als er den Baum fällte, verwünschte ihn die große Menge der Heiden, der Baum jedoch stürzte mit gebrochener Krone zur Erde und zerfiel sofort in vier Teile, ohne dass Bonifatius eine Strafe Ihrer Götter zuteilwurde! Diese Tat wirkte so beeindruckend, dass sogar die bisher unbelehrbarsten Heiden sich zum Christentum bekehren und taufen ließen. Eine Massentaufe schloss sich dieser historischen Tat an, die als Geismartat Bedeutung über die Landesgrenzen hinweg gefunden hat. Aus dem Holz der mächtigen Eiche errichtete Bonifatius mithilfe seiner neugewonnenen Gemeinde an Ort und Stelle ein christliches Gotteshaus und in unmittelbarer Nähe gründetet Bonifatius im Frühjahr 724 das Mönchskloster Frideslar.
Geismar im Wandel: Zwischen den Jahren 800 und 1000 verließen die Einwohner die alte Siedlung und errichteten Ihre Anwesen am zur Elbe abfallenden Berghang und den Terrassen darüber. Im Laufe der Jahrhunderte entstand so das heutige Geismar, wie wir es kennen:
Hier einige Eckdaten zur Entwicklung des Dorfes:
1780/81 wurden am Sauerbrunnen, auch Donarheilquelle genannt, ein achteckiges Brunnenhaus und ein Gasthaus errichtet. Im Jahr 1837 wurde eine Elementarschule gebaut (an der Kirche). 1850 entstand ein neues Backhaus gegenüber dem Hof Gröschner.
Vom 18. Jhdt. bis zum 19.Jhdt. schwankten die Einwohnerzahlen durch Seuchen, Hungersnöte, Kriegsverluste und Soldatenhandel der Landesherren ganz erheblich.
Am Ende des 18. Jhdt. gab es in Geismar 40 Bauern,2 Sattler, 2 Schreiner, 3 Weissbinder,3 Maurer, 1 Schuhmacher, 1 Schneider, 2 Schmiede, 2 Wagner, 1 Zimmermann und eine große Anzahl Tagelöhner, die in Geismar, Fritzlar oder im Gemeinde- und Interessenwald arbeiteten. Außerdem gab es noch 3 Schäfer und Kuh- und Schweinehirten. Der größte Teil der Dorfbewohner lebte in bescheidenem Wohlstand. Im Ort gab es 2 Wirtschaften, die auch eine Krämerei betrieben. In ihren Sälen wurden auch die Kirmessen gefeiert! Fünf Wassermühlen lagen an der Elbe, zusätzlich noch jeweils eine Mahl- ,Öl- Schlagmühle und die Papiermühle.
1906 wurde der Sauerbrunnen verkauft. Der Heilwasserversand musste eingestellt werden, nur Geismar und Haddamar durften noch kostenlos Wasser entnehmen. 1911-1914 haben viele Männer aus Geismar beim Bau der Edertalsperre geholfen. Die Wege zwischen Arbeit und Heimatort wurden zu Fuß zurückgelegt! 1914-1918 fand der 1. Weltkrieg statt. 1919 kam das elektrische Licht ins Dorf! 1930 erhielt die Schule ihr erstes Rundfunkgerät und im Saal Hucke wurden Volkstümliche Lichtspiele aufgeführt. 1939-1945 fand der 2. Weltkrieg statt. 1959 erhielt die Kirche ein neues Dach und die Kanalisation wurde vervollständigt. 1977 wurde die Schutzhütte mit Grillstation errichtet und 1978 entstand die Umgehungsstraße. 1979 fand die Einweihung des neuen DGH Geismar statt und im Jahr 1998 wurde das DGH um den Kindergarten im Dachgeschoß erweitert.
Im Jahr 1998 wurde die 1275 Jahrfeier begangen. Außerordentliches Engagement und viele Arbeitseinsätze der Bürger haben aus dem Jubiläum eine Veranstaltung geschaffen, die auch heute noch in aller Munde ist. Die für das Jubiläum erstellte Chronik ist ein Familienschatz, in der für die kommenden Generationen die Geismarer Geschichte in akribischer Arbeit zusammengetragen wurde und so für die Zukunft bewahrt wird.
Im Jahr 2023 sind 1300 Jahre vergangen, seit Bonifatius die Donareiche gefällt hat und in der Gemarkung Geismar „Gaesmere“ bereits Menschen gesiedelt haben, weil Sie sich hier wohl gefühlt haben zwischen Eckerich und Mirzenberg. Menschen wie wir, die einfach einen schönen Fleck zum Leben gesucht und hier Ihre Heimat gefunden haben.
Das 1300-jährige Jubiläum wird an den Festtagen vom 8.06.-11.06.2023 gebührend gefeiert werden, die Dorfgemeinschaft plant und arbeitet seit Monaten auf dieses Ziel hin.
Anlässlich des anstehenden Dorfjubiläums wurde ein Buch zusammengestellt, das über die ereignisreichen, letzten 25 Jahre Leben in Geismar berichtet.
Das Buch mit Geismarer Geschichte(n) wird ab den Festtagen vom 08.06.-11.06.23 erhältlich sein.